Ritze (Salzwedel)

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Ritze
Stadt Salzwedel
Koordinaten: 52° 51′ N, 11° 13′ OKoordinaten: 52° 51′ 25″ N, 11° 12′ 35″ O
Höhe: 27 m
Fläche: 7,6 km²[1]
Einwohner: 225 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 30 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1972
Eingemeindet nach: Chüden
Postleitzahl: 29410
Vorwahl: 03901
Ritze (Sachsen-Anhalt)
Ritze (Sachsen-Anhalt)

Lage von Ritze in Sachsen-Anhalt

Kirche und Friedhof in Ritze
Kirche und Friedhof in Ritze

Ritze gehört zur Ortschaft Chüden und ist ein Ortsteil der Hansestadt Salzwedel im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das altmärkische Dorf Ritze, zusammengesetzt aus Rundling und Straßendorf mit Kirche,[1] liegt vier Kilometer östlich von Salzwedel.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruine in Ritze

Das Dorf Ritze wird im Jahre 1320 erstmals urkundlich genannt als villa Ritze, als die von Bartensleben einen Hof mit vier Hufen Land, zur Dotation eines Altars in der Katharinenkirche Salzwedel verkauften.[4] Im Jahre 1332 wird ein Hynrico de Rytzen in Salzwedel genannt. 1367 heißt es villas slauicales chuden et Ricze, also die slawischen Dörfer Chüden und Ritze.[1] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird der Ort als Ridtze aufgeführt,[5] die Bürger in der Altstadt Salzwedel und der Neustadt Salzwedel hatten Besitz im Dorf. Weitere Nennungen sind 1541 Ritzow und 1687 Ritze.[1]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Udolph und Aleksander Brückner führen den Ortsnamen Ritze auf den slawischen Flurnamen „Reka“ zurück, zu übersetzen mit „kleiner Fluss“.[6][7]

Erste Erwähnung 1313[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Historiker Peter P. Rohrlach weist darauf hin, dass die von Wilhelm Zahn[8] für Ritze genannte Ersterwähnung 1313 recisse (?) korrekt Recizze heißt[9] und es sich dabei um das heutige Reetze bei Lüchow im Wendland handelt.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Klein Chüden aus dem Landkreis Salzwedel nach Ritze eingemeindet.[10] Am 25. Juli 1952 wurde Ritze aus dem Landkreis Salzwedel in den Kreis Salzwedel umgegliedert. Am 1. Dezember 1972 erfolgte die Eingemeindung der Gemeinde Ritze in die Gemeinde Chüden. Die Gemeinde Chüden war am gleichen Tag durch die Umbenennung von Groß Chüden in Chüden entstanden.[11] Am 1. Januar 2010 wurde die Gemeinde Chüden nach Salzwedel eingemeindet. Dadurch kam Ritze als Ortsteil zu Salzwedel und gleichzeitig zur neu entstandenen Ortschaft Chüden.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 132
1774 129
1789 141
1798 151
1801 143
1818 135
1840 172
1864 219
1871 219
Jahr Einwohner
1885 212
1892 [0]227[8]
1895 226
1900 [0]239[8]
1905 290
1910 [0]295[8]
1925 330
1939 318
1946 511
Jahr Einwohner
1964 406
2010 [00]230[12]
2014 [00]222[13]
2015 [00]223[13]
2020 [00]215[14]
2021 [0]212[2]
2022 [0]225[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1964:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Ritze, die früher zur Pfarrei Groß Chüden gehörte,[15] wird heute betreut vom Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[16]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Ritze stammen aus dem Jahre 1643.[17]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Ritze ist ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert[19] mit einer Orgel.[15] Eine dendrochronologische Untersuchung einer Probe des Eichendachstuhls wurde auf das Jahr 1273 datiert.[6]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
  • In Ritze steht ein Ehrenmal für die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges.[20]

Gedenkstätte Ritzer Brücke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenkstätte Ritzer Brücke

Ein Zug mit Häftlingen aus evakuierten Lagern im Harzraum blieb im April 1945 mehrere Tage im Bereich Salzwedel liegen. 244 KZ-Häftlinge starben aufgrund der unmenschlichen Bedingungen und der mangelnden Versorgung. Am 9. April 1945 wurden die Toten gleich neben den Bahngleisen der Linie Salzwedel – Stendal begraben, bevor der Zug mit Überlebenden seine Fahrt fortsetzte. Aus der schlichten Grabstätte entstand 1952/53 ein Gedächtnispark. Er wurde 1975 in eine Gedenkstätte umgestaltet und 1976 als Mahnmal für die Opfer des Faschismus in die Kreisdenkmalliste aufgenommen. Die Stadt Salzwedel hat die Gedenkstätte im Rahmen eines Gedenkstättenkonzepts in den Jahren 2002/03 nochmals umgestaltet. Drei Mauersegmente wurden umgesetzt und die Einfriedung verbreitert. Die Lage des Massengrabes konnte unter Betonplatten mit Hilfe alter Lagepläne eingemessen und neu markiert werden.[21]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Förderverein „Florian“ für die Freiwillige Feuerwehr Ritze e.V.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1780–1784, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 131–132 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 344, 137. Ritze (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ritze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1780–1784, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Shannon Lang: Einwohnerzahl steigt wieder. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 28. Januar 2023, DNB 954815971, S. 17.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 233 (Digitalisat).
  5. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 380 (uni-potsdam.de (Memento vom 7. April 2019 im Internet Archive)).
  6. a b Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski, Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 373–376.
  7. Aleksander Brückner: Die slavischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen (= Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich-Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig. Band 22). 1879, S. 80, 49 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11381473~SZ%3D00086~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 131 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  9. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 2. Band 1. Berlin 1843, S. 347 (Digitalisat).
  10. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 357, 362, 364.
  12. Hansestadt Salzwedel: Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020. Juni 2015, S. 74–75 (salzwedel.de [PDF; abgerufen am 5. Mai 2019]).
  13. a b Jens Heymann: Kernstadt und Dörfer der Einheitsgemeinde Salzwedel legen zu. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Salzwedel. 15. Januar 2016 (az-online.de).
  14. Alexander Rekow: Salzwedel schrumpft weiter. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 11. Januar 2022, DNB 954815971, S. 13.
  15. a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 96 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  16. Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg. In: ekmd.de. Abgerufen am 28. Januar 2024.
  17. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 14 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  18. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 19. Februar 2022.
  19. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 392.
  20. Ritze, Hansestadt Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. März 2019, abgerufen am 2. Oktober 2022.
  21. Der Text ist der Tafel mit Erläuterungen oberhalb der Denkmalanlage entnommen.